Intervallfasten – Zeitweiser Nahrungsverzicht tut gut

Unter dem Begriff Intervallfasten versteht man einen zeitweisen Nahrungsverzicht. Dies ist für viele von uns heute kaum mehr denkbar. Die stete Verfügbarkeit von Lebensmitteln führt dazu, dass manche quasi ununterbrochen und zu jeder Tageszeit essen. Der Mangel an Ressourcen war früher allerdings ein natürlicher Teil des Lebens. Unsere frühen Vorfahren mussten regelmäßig harte Jahreszeiten und fehlendes Jagdglück mit einem leeren Magen durchleben. Mit Ackerbau und Viehzucht versuchte der Mensch später diesen Abhängigkeiten zu entkommen. Doch in vielen Kulturen blieb das Fasten bis heute ein fester Bestandteil des Lebensalltags. Bestimmend dafür waren neben religiösen Bräuchen nicht zuletzt auch die vielen mit dem Fasten verbundenen gesundheitlichen Vorteile.

Der Vater der modernen Medizin, Hippokrates von Kos, soll schon vor mehr als 2000 Jahren folgenden Rat gegeben haben:

Wer stark, gesund und jung bleiben und seine Lebenszeit verlängern will, der sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe tägliche Hautpflege und Körperübung, halte den Kopf kalt, die Füße warm und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.

Hippokrates von Kos

Zirkadianer Rhythmus, Schlaf und Fasten

Nahezu alle Funktionen unseres Körpers folgen einem zirkadianen Rhythmus. Dir fällt in diesem Zusammenhang bestimmt sofort der Schlaf-Wach-Rhythmus ein. Aber innerhalb einer Tageslänge von 24 Stunden werden in unserem Körper beispielsweise auch gezielt Hormone ausgeschüttet, die Körpertemperatur reguliert oder etwa Hunger und Durst gesteuert.

Unsere frühen Vorfahren in der Steinzeit unterlagen diesem natürlichen zirkadianen Rhythmus vollständig. Sie nahmen Nahrung während der Zeit des Tageslichts auf. Wenn es dunkel wurde, legten sie sich zur Ruhe und fasteten jede Nacht unbewusst während des Schlafes.

Die Dauer der Nacht und damit die Zeitspanne des Fastens variierte mit den Jahreszeiten und dem jeweiligen Standort. In Berlin reicht die Länge einer Nacht beispielsweise von rund sieben Stunden zur Sommersonnenwende bis zu rund 16 Stunden zur Wintersonnenwende.

Mit Intervallfasten folgt man wieder dem zirkadianen Rhythmus. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nimmt man Nahrung auf.

Im Winter haben unsere Ahnen die Zeit der Dunkelheit und Nahrungsknappheit also genau wie viele Tiere zum großen Teil verschlafen. So fiel das Fasten nicht schwer.

Fasten neu entdecken

Mit dem künstlichen Licht wurden unsere Nächte immer kürzer. Zusätzlich sind wir heute mit der permanenten Nutzung von Bildschirmen und Displays ständigem Blaulicht ausgesetzt. Dieses gaukelt unserem Körper vor es wäre Tag.

Viele von uns schlafen darum viel zu wenig und dazu noch schlecht. Schlafmangel lässt uns mehr und öfter essen. Die Dauer der natürlichen Fastenpause während einer jeden Nacht ist für manche heute kaum noch nennenswert.

Die zunehmenden gesundheitlichen Folgen unseres – von der Natur entrückten – Lebensstils zwingen uns zum Umdenken und Handeln. Einfache Lösungsansätze finden sich häufig in naturheilkundlichen Verfahren. Das Fasten hat hier einen festen Platz und wird heute von vielen Menschen wiederentdeckt.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl moderner Variationen des Fastens. Besonders populär und alltagstauglich ist das Intervallfasten, das auch wir in unseren Alltag integriert haben. Der zeitweise Nahrungsverzicht tut gut und ist nicht so schwer umzusetzen, wie du vielleicht meinen magst. Versprochen! 🙂

Intervallfasten – Wir alle tun es, jeden Tag


Der Begriff Intervallfasten bezeichnet einen periodischen Wechsel von Zeiten der Nahrungsaufnahme und des Nahrungsverzichts. Dabei gibt es viele unterschiedliche Zeitmodelle.


Die Nahrungspause während des Schlafs ist die natürlichste und einfachste Form des Intervallfastens. Wenn du von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang das Essen einstellst, folgst du dem natürlichen zirkadianen Rhythmus und fastest täglich zwischen 10 bis 12 Stunden.

Intervallfasten und seine gesundheitsfördernden Effekte

Wie die moderne Forschung zeigt, hat Intervallfasten zahlreiche positive Wirkungen auf unseren Körper. Besonders beeindruckend sind aktuelle Studien in der Altersforschung, die eine deutliche Verlängerung der Lebensspanne nachweisen. Das freut Longevity orientierte Menschen wie uns ganz besonders.

Mit Intervallfasten stehen wir mit 100 Jahren vielleicht so glücklich und verliebt am Strand wie dieses Centenarian Couple.

Weitere positive Effekte des Intervallfastens:

  • Verbesserung der Insulinsensitivität
  • Senkung des Insulinspiegels
  • Verminderung des Risikos für Diabetes
  • Senkung des Blutdrucks
  • Verminderung von oxidativem Stress
  • Verminderung von Entzündungsprozessen
  • Vermindertes Auftreten von Herz–Kreislauf–Erkrankungen
  • Hemmung von Krebswachstum
  • Verbesserung von Hirnfunktionen wie Gedächtnis und Lernprozesse
  • Antidepressive Wirkung
  • Reduktion von Körperfett
  • Positive Regulation des Körpergewichts
  • Förderung der Autophagie

Infobox Autophagie | »selbstfressen« | auto = selbst und phagein = essen | Der Begriff bezeichnet den Prozess lebensnotwendiger Abbau- und Recyclingprozesse in der Zelle. Geschädigte Zellbestandteile oder Proteine sowie Bakterien und Viren werden durch Autophagie abgebaut und deren Bausteine zum Aufbau von neuen Zellbestandteilen wiederverwendet. Autophagie wirkt gegen das Wachstum von Tumorzellen sowie gegen Infektionen und Alterungsprozesse.


Mit Intervallfasten das Immunsystem stärken

Nirgends kommt unser Körper so intensiv in Kontakt mit unserer Umwelt wie im Darm. Bedingt durch eine enorme Faltung bringt es dieses größte unserer inneren Organe auf eine unvorstellbar große Oberfläche von mehreren hundert Quadratmetern. Täglich gelangen mit der Nahrung jede Menge Giftstoffe und Krankheitserreger in unseren Darm. So ist es nicht verwunderlich, dass der weit überwiegende Teil unserer Immunabwehr genau hier verortet ist.

Während des Fastens stellt man die Nahrungsaufnahme für längere Zeit ein. So gelangen für eine Weile auch keine Nahrungsantigene mehr in den Darm. Schädliche Endprodukte aus dem Stoffwechsel der Darmflora bleiben ebenfalls aus. Dadurch wird das Immunsystem bereits wesentlich entlastet.

Nur eine gesunde Darmwand kann der Funktion einer Barriere gegen äußere Schadstoffe und Erreger gerecht werden. Darum werden die Zellen der Darmwand etwa alle fünf Tage durch Stammzellen erneuert. Beim Fasten stellen die Darmstammzellen ihren Stoffwechsel auf die Verbrennung von Fetten um. Sie können so besser Energie gewinnen und die Darmschleimhaut effektiver regenerieren. Durch Fasten lassen sich also alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen der Darmregeneration deutlich verbessern. Das Risiko für ein Eindringen von Fremdstoffen durch die Darmbarriere sinkt und das Immunsystem muss weniger eingreifen.

Während des Fastens greift unser Körper zur Energiegewinnung auch verstärkt auf Eiweiße zurück. Das kann einerseits die Bildung von Zellen des Immunsystems mindern, andererseits den Abbau alter oder geschädigter Immunzellen durch Autophagie anregen. Forschungsergebnisse zeigen eine verstärkte Neubildung von Immunzellen bei Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr nach dem Fasten, was als Recycling des Immunsystems gedeutet werden kann.

Intervallfasten bei Autoimmunerkrankungen

Wenn du an einer Autoimmunerkrankung leidest, kannst du in ganz besonderem Maße von den oben beschriebenen positiven Wirkungen des Fastens profitieren. Ein regelmäßiges Intervallfasten von mindestens 12 Stunden entlastet das Immunsystem deutlich durch die verminderte Konfrontation mit Nahrungsantigenen.

Gleichzeitig bietet das Recycling von Immunzellen eine Chance zur Reduktion der Zahl falsch programmierter Autoimmunantikörper.

Autoimmunerkrankungen gehen in der Regel mit einer geschädigten Darmbarriere (Leaky Gut) einher. Fasten trägt zu einer verbesserten Regenerationsfähigkeit der Darmschleimhaut bei.

Das Intervallfasten ist eine sehr sanfte Form des Fastens. Die verhältnismäßig kurze Dauer der Nahrungspause vermindert die Gefahr von Unterzuckerungszuständen oder Schwächegefühl.

Intervallfasten in der täglichen Praxis

Für das Intervallfasten gibt es keine klaren Regeln. Durch Ausprobieren unterschiedlicher Modelle findest du deinen ganz persönlichen Ansatz. Er ist richtig gewählt, wenn er sich für dich natürlich anfühlt und kein Gefühl von Erschöpfung hinterlässt.

Dein Ziel ist es, eine nachhaltige, gesunde und zugleich angenehme Form der Nahrungsaufnahme zu finden. Die Phasen der Essensaufnahme solltest du nutzen, um deinen Körper mit nährstoffreichen Nahrungsmitteln in BIO–Qualität zu versorgen. Es geht beim Intervallfasten nicht um eine Form der Einschränkung, sondern um eine persönliche und langfristige Form des Essens.

12:12 Intervallfasten

Eine tägliche Nahrungspause von 12 Stunden stellt ein gesundes Basismodell des Intervallfastens dar.

16:8 Intervallfasten

Ein sehr weit verbreitetes Modell ist das 16:8 Intervallfasten. Hier wird die Fastenzeit der Nacht auf insgesamt 16 Stunden verlängert. Gegessen wird dann nur noch in den folgenden acht Stunden. Diese Methode wird häufig als wenig einschränkend und besonders unkompliziert empfunden.

5:2 Intervallfasten

Bei diesem Fastenmodell wird innerhalb einer Woche – an zwei nicht aufeinander folgenden Tagen – die Kalorienaufnahme auf jeweils ein Viertel des Normalen reduziert. Diese Methode erfordert an den Fastentagen eine besonders sorgfältige Zusammenstellung von kleinen aber möglichst nährstoffreichen Mahlzeiten.

Scheinfasten

Dieses im Jahr 2016 veröffentlichte Fastenmodell basiert auf umfangreichen Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Valter Longo, Professor für Gerontologie und Biowissenschaften sowie Direktor des Institute of Longevity of the School of Gerontology an der University of Southern California.

Beim Scheinfasten wird höchstens einmal pro Monat die Kalorienaufnahme an fünf aufeinander folgenden Tagen auf 30% des normalen Bedarfs reduziert. Die aufgenommene Nahrung wird kalorisch gleich auf komplexe Kohlenhydrate aus gegartem Gemüse und auf hochwertige Fette aufgeteilt.

Eine umfangreiche Darstellung der zugrunde liegenden Forschungsarbeiten und die genaue Vorgehensweise veröffentlichte Prof. Longo in seinem Buch »Iss dich jung – Wissenschaftlich erprobte Ernährung für ein gesundes und langes Leben«.

Complete Alternate Day Fasting

Bei dieser Variante wird an ein bis zwei nicht aufeinander folgenden Tagen einer Woche für jeweils 24 Stunden gefastet.

Für wen ist Intervallfasten nicht geeignet?

Während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit steht dein Körper bereits vor großen Herausforderungen. Das ist keine Zeit des willentlichen Fastens. Auch bei bestehenden Essstörungen solltest du dich vor der Entscheidung zum Fasten individuell von einem Ernährungsprofi beraten lassen. Weitere Kontraindikationen sind eine gleichzeitige Insulintherapie oder blutzuckersenkende Medikamente.

Fazit

Das Intervallfasten hat ein großes Potential für die Verbesserung deiner Gesundheit. Für Longevity Begeisterte ist das Thema ein Muss. Intervallfasten kann auch helfen dein Immunsystem zu stärken. Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren. Gehe achtsam mit dir und deinen Ressourcen um – für ein langes, glückliches und gesundes Leben.


Autorin dieses Artikels:

Sabrina Bergmann: Nutrivore | Buchautorin | Jägerin | Vizsla Lover

Sabrina Bergmann

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