Longevity und Finanzen: Warum du für ein langes Leben das richtige Money Mindset brauchst


Viele junge Arbeitnehmer erwirtschaften die Rente für wenige Ruheständler und der Staat gibt einen kleinen Teil dazu. Auf diesem Prinzip begründete der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck 1889 die gesetzliche Altersversicherung in Deutschland. Wer mindestens 30 Jahre lang in diese Versicherung eingezahlt hatte, war im Alter von 70 Jahren bezugsberechtigt. So alt wurden zu dieser Zeit aber nur etwa 5 Prozent der Menschen. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Renteneintrittsalter im Jahr 2022 lag in Deutschland bei 64,4 Jahren und gut 30 Prozent der Bevölkerung waren älter als 60 Jahre.

Das Prinzip von Bismarck ist durch den demographischen Wandel unbrauchbar geworden. Die Menschen hierzulande werden immer älter, während die Geburtenrate seit Jahrzehnten kontinuierlich sinkt. Das deutsche Rentensystem ist entsprechend überfordert, denn die Ausgaben überschreiten schon lange die Einnahmen. Zielführende Reformen blieben bislang aus. Das sind keine guten Aussichten für die Ruheständler von morgen.

Das persönliche monatliche Nettoeinkommen unserer Rentner liegt mehrheitlich in einer Spanne von unter 1.000 Euro bis weniger als 2.000 Euro. Frauen haben im Vergleich zu Männern durchschnittlich sogar ein Drittel weniger Einkünfte zur Verfügung. Damit macht man keine großen Sprünge und führt ganz sicher kein Luxusleben!

Vielmehr steigt jährlich die Zahl der Menschen, die ihre Rente durch die staatliche Grundsicherung aufstocken müssen, damit es gerade für das Nötigste reicht. Vom sorgenfreien Lebensabend können sie nur träumen. So konnten im Jahr 2022 in Deutschland rund 660.000 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter ihren Lebensunterhalt nicht durch Vermögen und Einkommen sicherstellen. Die Armutsgefährdungsquote deutscher Senioren lag 2022 bei 17,5 Prozent.

Das sind erschreckende Zahlen. Sie sollten dich nicht nur zum Nachdenken, sondern vor allem zum Handeln anregen. Statt auf eine auskömmliche staatliche Rente zu hoffen, musst du eigenverantwortlich vorsorgen! Für einen Vermögensaufbau ist es nie zu spät und als Longevity Enthusiasten haben wir ja viel Zeit.

So verwundert es nicht, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin uns Deutschen im Jahr 2023 mangelndes Finanzwissen bescheinigt. Nur 21 Prozent der befragten Erwachsenen haben demnach ein umfangreiches Basiswissen. Frauen und Ältere schneiden dabei im Durchschnitt schlechter ab. Personen mit einem höheren Bildungsgrad haben auch mehr Finanzkompetenz. Der einzige Weg aus diesem Dilemma ist die Aneignung von Finanzwissen und der Aufbau eines entsprechenden Money Mindsets.

Wenn auf diesem Lebensweg kein richtiges Money Mindset vorhanden ist, sind 50 unglaublich wertvolle Jahre verloren, in denen wir mit wenig Aufwand und kleinen Einsätzen die Grundlage für lebenslangen Wohlstand hätten legen können. Doch keine Panik. Auch an diesem Punkt ist ein außergewöhnlich langes Leben noch finanzierbar, nur eben unter viel größeren Anstrengungen.

Longevity und Finanzen – Beispiel Festzinssparen

Sparen versus Investieren

Der S&P 500 ist ein Aktienindex. Er enthält die Aktien der 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA und steht damit stellvertretend für die gesamte Wirtschaftskraft der derzeit größten Volkswirtschaft der Welt. Historische Daten reichen zurück bis in das Jahr 1789. Betrachtet man die Performance der letzten 50 Jahre, so ergibt sich für den S&P 500 bei reinvestierten Dividenden eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwas mehr als 10 Prozent. Damit ist dieser Aktienindex bestens dazu geeignet, um selbst in einem überschaubaren Zeitrahmen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Vermögen für die Rente aufzubauen.

Die beiden folgenden Diagramme zeigen dir, mit welchen monatlichen Investments du in 20 bzw. 30 Jahren zu deiner ersten Million kommen könntest.

Der Zeitrahmen, auch Anlagehorizont genannt, entscheidet jeweils über die Höhe der notwendigen monatlichen Einlagen. Je früher du startest, desto kleiner sind also die notwendigen monatlichen Beträge. Ich betone dies bewusst hier immer und immer wieder, da ich von der Notwendigkeit der privaten Rentenfinanzierung überzeugt bin.

Möchtest du in nur 20 Jahren und ohne Rücklagen ein Vermögen von einer Million Euro aufbauen, müsstest du in dieser Beispielrechnung monatlich rund 1.380€ investieren. Für Gutverdiener kein Problem, aber ganz sicher nicht für jedermann zu stemmen.

Longevity und Finanzen – Beispiel ETF Sparplan S&P 500 20 Jahre Laufzeit
Longevity und Finanzen – Beispiel ETF Sparplan S&P 500 30 Jahre Laufzeit

Schauen wir darum auf einen längeren Anlagehorizont. Startest du deinen Vermögensaufbau 10 Jahre früher, sinkt der monatliche Investitionsbetrag für das erklärte Ziel von einer Million Euro bereits drastisch, auf nur noch 480€.

Diese Summe könnten sicherlich schon viel mehr Menschen in diesem Land Monat für Monat für ihre Altersabsicherung aufbringen.

Du siehst, Zeit ist der alles entscheidende Faktor. Gepaart mit Disziplin und Geduld steht deinem Weg zum Vermögen nichts mehr im Wege.

Wer fällige Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung hat, gilt als überschuldet. Die Überschuldungsquote in Deutschland lag im Oktober 2023 bei mehr als 8 Prozent. Besonders stark betroffen ist die Altersgruppe von 30 bis 49 Jahren mit 12 bis 13 Prozent.

Dieser Artikel soll dich für das Problem der Altersabsicherung sensibilisieren. Das ist mir an dieser Stelle hoffentlich schon gelungen. Doch ich möchte hier natürlich nicht ohne grundlegende praktische Tipps für die Finanzierung deiner Longevity enden. Um diesen Artikel nicht unendlich lang werden zu lassen, werde ich nicht alle Details erläutern, sondern nur einen Überblick geben können. Dies gilt ganz besonders beim Thema Geldanlage.

Eine Auskunft über deine künftigen gesetzlichen Rentenansprüche kannst du formlos bei der Deutschen Rentenversicherung Bund anfordern. Prüfe auch, ob du Ansprüche aus betrieblichen oder privaten Rentenversicherungen hast.

In sehr vielen Fällen wird das Ergebnis dieser Prüfung nicht besonders viel Mut für ein langes Leben in Saus und Braus machen. Ein geringes Einkommen durch Teilzeitarbeit oder Niedriglohnbeschäftigung bedeutet auch eine niedrige Rente. Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie durch Arbeitslosigkeit, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen wirken sich ebenfalls mindernd auf die staatliche Rente aus. In einer Umfrage aus April 2024 geben 52 Prozent der befragten Personen an, sich nicht ausreichend für das Rentenalter abgesichert zu fühlen. Darum solltest du JETZT aktiv werden.

Manches möchte man auf keinen Fall verpassen!


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Wenn du die bereits genannten Tipps beherzigst, dann hast du jeden Monat einen Geldbetrag für deine langfristige finanzielle Absicherung zur Verfügung. Nun kannst du dieses Geld regelmäßig und entsprechend deiner Risikoneigung investieren und für dich arbeiten lassen.

Um die Risiken der Geldanlage möglichst niedrig zu halten, ohne dabei auf die notwendige Rendite zum Vermögensaufbau verzichten zu müssen, wird eine breite Streuung der Investitionen über mehrere Anlageklassen hinweg empfohlen. Wir sprechen dann von Diversifikation. So bieten sich neben Aktien, Indexfonds und ETFs zum Beispiel auch Anleihen und Immobilien an.

Mein Favorit sind ETFs, also börsengehandelte Indexfonds. Mit ihnen kann man sehr günstig und breit gestreut in Aktien anlegen, ohne jede einzelne Aktie eines Index wie dem deutschen DAX oder dem amerikanischen S&P 500 tatsächlich kaufen zu müssen. Dazu müsste man dann schon eine Menge Geld ausgeben. Stattdessen kann man in ETFs investieren, die einen solchen Index abbilden. Das geht dann auch schon mit sehr kleinen Beträgen. Bei Neobrokern kann man heute bereits ab einem Euro handeln. Somit können wir alle heute an den Wachstumschancen des Finanzmarktes teilhaben – ohne vorhandenes Vermögen und ohne Wirtschaftsstudium. An eine Immobilie kommt man so einfach nicht.

Aktien bieten historisch gesehen hohe Renditen, unterliegen aber Schwankungen

Aktienkurse gehen schneller als im Sekundentakt rauf und runter. Die Märkte atmen sozusagen. Über Apps werden diese Schwankungen im Aktiendepot in Echtzeit sichtbar. Damit muss man als Börsenneuling erst einmal umgehen lernen.

Je höher das investierte Geldvolumen desto größer die täglichen Schwankungen. Als ich 2012 erstmals eine Aktie kaufte, war ich von den Depots meiner Kunden schwer beeindruckt, die am Tag um mehrere tausend Euro schwankten.

Meine ersten Trades habe ich mit Gewinnen oder Verlusten im ein- bis zweistelligen Euro-Bereich realisiert. Das zeigt, wie nervös und ungeduldig ich damals noch war. Jeder einzelne Euro Verlust tat mir weh. Jeder Euro Gewinn hat mich aber auch zum Jubeln gebracht.

Nur 12 Jahre später bin ich ein gelassener Trader geworden, investiere langfristig und habe selbst die gerade beschriebenen Depotschwankungen von mehreren Tausend Euro pro Tag, ohne dabei Kopfschmerzen zu bekommen.

Longevity und Finanzen – S&P 500 Chart
Longevity und Finanzen – NASDAQ 100 Chart

Aktien bieten historisch gesehen hohe Renditen, sind aber auch volatiler. Du brauchst in Zeiten wirtschaftlicher Schwächen oder gar Krisen also Zeit, um diese Phasen aussitzen zu können.

In meinen bisherigen 12 Börsenjahren habe ich die Corona-Krise durchgemacht und erlebe die noch anhaltenden Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Dennoch hat sich mein eingesetztes Kapital bis heute bereits vervielfacht und bildet nun den Grundstock für ein langes Leben in Wohlstand. Das kannst du auch!

Automatisierte Sparpläne sind ein gutes Mittel, um regelmäßige Investitionen in deinen Vermögensaufbau sicherzustellen. Geld muss arbeiten. Es sollte also nicht unverzinst auf einem Girokonto liegen. Leider ist dies heute noch bei 38 Prozent der Deutschen der Fall. Alles, was über eine Geldreserve für unvorhergesehene Ereignisse hinausgeht, gehört mindestens auf ein Tagesgeldkonto oder besser in eine Geldanlage. Das bedeutet Money Mindset. Aktuell investieren nur 20 Prozent der Deutschen in Aktien.

Monatliche Einlagen in einen Sparplan sind bewährt und sorgen dafür, dass du durchschnittlich zu einem fairen Preis kaufst. Die Idee eines idealen Zeitpunktes für den Einstieg ist nicht zielführend.

Hast du mehr Geld zur Verfügung, dann investiere anteilig auch mehr. Denke an die enormen Auswirkungen des Zinseszinseffektes. So kommst du deinem Finanzziel noch schneller näher oder hast etwas mehr Luft in marktschwachen Zeiten.

Immobilien sind eine sehr beliebte Anlageklasse. 25 Prozent der Deutschen sind in Immobilien investiert. Im Ruhestand können sie eine stabile Einkommensquelle durch Mieteinnahmen darstellen. Alternativ kann man eine Immobilie natürlich auch selbst bewohnen und damit Miete sparen. Kostenfrei wohnt man dadurch aber nicht. Nebenkosten und Rücklage sind nicht unerheblich.

Der Immobilienkauf ist mit einem hohen Investitionsvolumen und mit hohen Nebenkosten verbunden. Außerdem ist man damit örtlich gebunden und kann nicht flexibel auf das gebundene Vermögen zugreifen, wie es etwa bei Aktien der Fall ist. Vorteilhaft ist dagegen die Option eines steuerfreien Verkaufs, wenn man die Immobilie selbst bewohnt oder sie mindestens 10 Jahre gehalten hat.

Insbesondere hochverzinsliche Konsumentenkredite und Hypotheken können spätestens dann zur finanziellen Falle werden, wenn du nicht mehr über ein regelmäßiges Einkommen verfügst. Nach Möglichkeit solltest du darum alle Schulden bis zum Rentenbeginn abbauen.

Mit dem richtigen Money Mindset hast du die Finanzen für deine Longevity Planung im Griff

Vieles habe ich hier thematisch nur anreißen können. Darum solltest du dich stetig mit Fragen rund um Geldanlage und Vermögensaufbau beschäftigen. Es gibt sehr viele Informationen dazu im Internet und auch auf dieser Website wird es zunehmend mehr Inhalte zum Thema Finanzen und Longevity geben. Wichtig ist ein grundlegendes Interesse von deiner Seite. Dann kommt alles weitere zu dir!

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Aufbau deiner finanziellen Unabhängigkeit!


Autor dieses Artikels:

René Bergmann: Longevity Coach | Personal Trainer | Buchautor

die young as late as possible

Porträt von Longevity Coach René Bergmann mit Hund Koa

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