Eier und Cholesterin: Warum Eier kein (!) Risiko für den Cholesterinspiegel darstellen


Eier enthalten Cholesterin. Ihr Verzehr stellt aber nach aktuellem Stand der Wissenschaft kein Risiko für die Herzgesundheit dar! Wie diese Fehlinformation nachhaltig den Weg in die Medien und in unsere Köpfe gefunden hat, klären wir in diesem Artikel aus unserer Serie »Irrtümer und Mythen aus der Wissenschaft«.


Täglich ein Ei und sonntags auch mal zwei?

Eier sind eine wunderbare natürliche Ressource für wertvolles Eiweiß, aber auch für fettlösliche Vitamine und diverse Mineralstoffe. Die Natur liefert das alles sogar in einer praktischen und vollständig biologischen Verpackung, der Eierschale. Dennoch wurde mehrere Jahrzehnte lang ein Feldzug gegen den Verzehr von Eiern geführt, geschürt durch die Angst vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der erklärte Feind: Cholesterin. So erklärt sich vielleicht, warum ich von Gesprächspartnern nicht selten eigenartig angesehen werde, wenn ich zugebe, dass ich mir für eine Hauptmahlzeit gelegentlich schon einmal 10 Eier in die Pfanne haue. Die Blicke suggerieren dann im besten Falle Mitleid, meist aber wohl Entsetzen.

Dazu habe ich eine kleine Anekdote. Erst kürzlich habe ich in einem Hotel mit Frühstücksbuffet übernachtet. Als ich am Morgen die Fachkraft für Eierspeisen um ein Omelett aus sechs Eiern bat, zeigte sie sich bereits beim Gedanken an das Handling auf der Kochplatte leicht überfordert. Den anderen Gästen erklärte sie daraufhin, dass sie wegen des Riesenomeletts mit sechs Eiern nun etwas warten müssten. Prompt wurde ich aus vielen Augenpaaren argwöhnisch gemustert. Man konnte es förmlich von den Augen ablesen: »Wer isst denn da ganze SECHS Eier?« Die Ironie in dieser Geschichte liegt für mich in dem Umstand, dass auf fast allen Tischen volle Sektflöten standen. Niemand kommentierte jedoch den Genuss von Alkohol bereits zum Frühstück. Für mich eine verkehrte Welt!

In meinem Leben habe ich tausende Eier gegessen

Eier enthalten Cholesterin. Das ist aber kein Grund zur Sorge. Darum gehören sie seit unzähligen Generationen zu unserem natürlichen Nahrungsspektrum.

Mich persönlich macht der Verzehr von Eiern nicht nur satt, sondern auch glücklich. Darum habe ich in nun mehr als 50 Lebensjahren garantiert tausende Eier verzehrt. Um es gleich vorweg zu nehmen: mein Kardiologe bescheinigt mir vollkommen jungfräuliche Blutgefäße ohne jede Ablagerungen! Gute Voraussetzungen für ein langes Leben jenseits der 100 Jahre.

Ich habe Erinnerungen an meine Kindheit, in denen es bei meinen Großeltern als Süßspeise ein »Zuckerei« gab. Dazu wurde ein frisches (!) rohes Ei vom Nachbarn mit etwas Zucker versetzt und mit einer Gabel durchgeschlagen. Das hinterließ ein herrliches Gefühl auf dem Gaumen. Sicher hätte keiner unserer Vorfahren ein frisches Ei als nahrhafte Proteinquelle verschmäht.

Eier gehören zweifelsfrei zu einer artgerechten Ernährung, wenngleich sie heute nicht mehr von allen Menschen gut vertragen werden. Grund genug für mich, etwas Aufklärungsarbeit zu leisten und eine Lanze für das Ei zu brechen.

Wie die US-Zuckerindustrie und unseriöse Wissenschaftler der Welt die frei erfundene Cholesterin-Theorie unterschoben

Diese Geschichte handelt von Lobbyismus, Profit und kranken Herzen. Sie beginnt in den 1950er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt sind Herzerkrankungen die hauptsächliche Todesursache in den USA. Das ist besonders bemerkenswert, denn noch fünf Jahrzehnte zuvor spielten sie praktisch keine Rolle! Auch der damalige Präsident Dwight David „Ike“ Eisenhower erlitt im Jahr 1955 seinen ersten Herzinfarkt, zehn Jahre später einen zweiten. Die Menschen waren beunruhigt über diesen Wandel in der Allgemeingesundheit und die Wissenschaft suchte nach Ursachen.

Durch Autopsiestudien erkannte man einen starken Anstieg koronarer Arteriosklerosen. Die zunehmenden Herzerkrankungen gingen also auf Verkalkungen der Herzkranzgefäße zurück. Gleichzeitig zeichnete sich ein allgemeiner Anstieg des Serum-Cholesterinspiegels in der Bevölkerung ab. Das Rauchen war zu dieser Zeit weit verbreitet und die Ernährungsgewohnheiten der Menschen änderten sich zunehmend durch die Industrialisierung der Nahrungsmittelbranche. Bald wurde ein Zusammenhang zwischen Herztod und Ernährung vermutet.

In den 1960er Jahren fanden zwei konkurrierende wissenschaftliche Erklärungsmodelle öffentliche Beachtung. Der britische Ernährungswissenschaftler John Yudkin sah den überall zugesetzten Zucker in der Verantwortung. Der amerikanische Wissenschaftler Ancel Keys dagegen glaubte die Ursache für die Ausbreitung koronarer Herzerkrankungen im Konsum von gesättigten Fetten und Cholesterin gefunden zu haben. Als schließlich auch Fredrick Stare, Ernährungswissenschaftler an der Harvard University School of Public Health, erklärte, dass der Blutzucker eine spätere Artheriosklerose deutlich besser vorhersagen könne als der Cholesterinwert im Serum, war die amerikanische Zuckerindustrie zunehmend alarmiert.

Eier und Cholesterin – Traue keiner Auftragsstudie der Lebensmittelindustrie

So beauftragte die Sugar Research Foundation (SRF) als Interessenvertretung der US-Zuckerindustrie eine wissenschaftliche Studie zur Untersuchung der Wirkung von Zucker auf den Cholesterinstoffwechsel, heute bekannt als Projekt 226. Bewusst wurde dazu auch Fredrick Stare von Harvard verpflichtet. Aus dieser Forschungsarbeit resultierten im Juli 1967 zwei Veröffentlichungen im New England Journal of Medicine unter dem Titel »Dietary Fats, Carbohydrates and Atherosclerotic Disease«. Die Ergebnisse dieser Studie wurden von der SRF allerdings einseitig »Pro Zucker« interpretiert und gezielt medienwirksam publiziert. Selbst im amerikanischen Fernsehen warnte man nun mit Slogans vor Cholesterin. Davon profitierte auch die Margarine–Industrie, die für ihre minderwertigen Produkte endlich ein verkaufsförderndes Argument im Wettbewerb gegen die Butter hatte.

Ancel Keys hat wesentlichen Anteil an der öffentlichen Verbreitung der These vom gesundheitsgefährdenden Cholesterin in der Nahrung.

Erst sehr viel später, im Jahr 2016, wurde im Fachblatt JAMA Internal Medicine eine wissenschaftliche Analyse veröffentlicht, welche diese Manipulation der SRF im Jahr 1967 aufdeckte. Der Einfluss von Zucker auf die Entstehung von koronaren Herzerkrankungen wurde von der SRF verschwiegen. Stattdessen wurden gesättigte Fette und cholesterinhaltige Nahrungsmittel als vermeintlich eindeutige Risikofaktoren präsentiert.

Diese unwissenschaftliche Darstellung konnte sich durch gezielte Lobbyarbeit und die mediale Präsenz von Ancel Keys in der öffentlichen Wahrnehmung durchsetzen. 1997 räumte Keys schließlich sogar selbst in einem Interview für das US Magazin Eating Well ein, seine Cholesterintheorie frei erfunden zu haben. „Es gibt absolut keine Verbindung zwischen Cholesterin in der Nahrung und Cholesterin im Blut. Keine. Und das haben wir schon immer gewusst.“

Als die US Regierung im Jahr 1977 erstmals ihre »Dietary goals for the United States« veröffentlicht, findet sich darin auch eine Empfehlung zur Reduktion der Cholesterinaufnahme auf nicht mehr als 300 Milligramm pro Tag – als Präventivmaßnahme zur Vermeidung koronarer Herzkrankheiten. Da Eier einen Gehalt an Cholesterin aufweisen können, der diese Empfehlung deutlich überschreitet, wurde ihr Verzehr fortan nur sehr eingeschränkt empfohlen.

Eier enthalten Cholesterin, erhöhen aber nicht den Serum-Cholesterinspiegel

Nachdem viele Jahre öffentlich vor dem Verzehr von Eiern gewarnt wurde, scheint dieses wertvolle Nahrungsmittel nun rehabilitiert. Laut Deutscher Herzstiftung „beeinflusst der Cholesteringehalt eines einzelnen Nahrungsmittels den Cholesterinspiegel im Blut weniger, als [vielmehr die] Art und Menge der grundsätzlich verzehrten Nahrungsfette.“ Im Fokus der Betrachtung stehen hier vor allem die gesättigten Fette. Im Allgemeinen wird der Einfluss der Ernährung auf den Cholesterinspiegel jedoch überschätzt.

Auch der Science Advisory Report 2019 der American Heart Association sieht weder einen Zusammenhang zwischen Nahrungs-Cholesterin und kardiovaskulären Erkrankungen, noch zwischen dem Konsum von Eiern und dem Risiko für koronare Herzerkrankungen oder Schlaganfall. Im gleichen Bericht wird darauf verwiesen, dass manche Menschen eine genetische Veranlagung für einen hohen Cholesterinspiegel haben.

Wenn du dein Risiko für erhöhte Cholesterinwerte im Blut senken möchtest, dann habe ich zwei wertvolle Tipps für dich: verzichte auf das Rauchen und mache Bewegung zu einem festen Bestandteil deines Lebens.

Eier und Cholesterin – Mein Fazit

Ganz offensichtlich ist die Öffentlichkeit bei der Risikobewertung für den Verzehr von Eiern über Jahrzehnte bewusst getäuscht worden. Gesundheitsorganisationen weltweit geben keine Empfehlungen zur Einschränkung der Cholesterinzufuhr über Eier mehr aus. Diese Erkenntnis muss nun noch in die Köpfe der Menschen, denn Eier sind eine tolle Proteinquelle.

Eier enthalten im Dotter Cholesterin. Unser Körper braucht Cholesterin, für die Herstellung von körpereigenen Hormonen und den Aufbau von Körperzellen. Darum kann unsere Leber Cholesterin sogar selbst herstellen und speichern. Ist viel Cholesterin vorhanden, drosselt die Leber einfach die Eigenproduktion und wandelt überschüssige Mengen in Gallensäure um, welche dann zur Unterstützung der Verdauung dient.

Nahrungscholesterin hat nur einen geringen Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut. Aus diesem Grund kann man als gesunde Person bedenkenlos Eier konsumieren. Es müssen ja nicht gleich zehn Eier für ein Frühstücksomelett sein. Für mich ist es übrigens eine Selbstverständlichkeit, dass alle meine tierischen Nahrungsmittel aus artgerechter Haltung oder aus der Jagd stammen. Da mache ich bei Eiern keine Ausnahme. Das ist nicht nur ein Beitrag für Naturschutz und Tierwohl, sondern auch die Grundlage für ein langes Leben in Gesundheit.

BIO ist stets der Mindeststandard! Ich empfehle Produkte mit Demeter-Zertifizierung.

Infobox: Warum man Eier zur Lagerung nicht waschen sollte.

Eier werden in Deutschland ungewaschen im Handel angeboten. Das hat einen guten Grund! Die Kalkschale hat tausende kleiner Poren, die dem Gasaustausch dienen.

Damit durch diese Poren keine Bakterien ins Ei eindringen können, ist die Kalkschale mit einer dünnen Haut umgeben. Sie wird Kutikula genannt und ist wasserlöslich. Mit dem Waschen verliert das Ei also seinen natürlichen Schutz und kann schnell verderben.

Die bei uns im Handel angebotenen Eier für den Endverbraucher werden nach Verordnung (EG) Nr. 589/2008 als Güteklasse A gekennzeichnet. Sie dürfen weder gewaschen noch anderweitig gereinigt und auch nicht gekühlt werden.


Autor dieses Artikels:

René Bergmann: Personal Trainer | Buchautor | Jäger | Carnivore

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