Resilient durch die Krise – Was wir aus einem Albtraum im Netz über Gesundheit, Familie und mentale Stärke lernen konnten
Was tun, wenn das eigene Kind zum Opfer digitaler Gewalt wird – und das ganze Leben plötzlich auf dem Kopf steht? In diesem sehr persönlichen Erfahrungsbericht erzählen wir, wie wir als Familie mit einem massiven Fall von Sextortion umgegangen sind, welche Fehler das System macht – und welche Ressourcen uns letztlich geholfen haben, mental stark zu bleiben. Ein Plädoyer für Aufklärung, Resilienz und einen Lebensstil, der nicht erst im Alter schützt – sondern jeden Tag. Lesezeit: 16 Minuten
Inhaltsverzeichnis anzeigen
- Einleitung
- Was geschehen ist
- Infobox: Sexualisierte Gewalt & digitale Medien
- Als aus Vertrauen Erpressung wurde
- Die Eskalation – und ein Anruf, der alles veränderte
- Digitale Belagerung und emotionaler Ausnahmezustand
- Rückzug ins Wesentliche – der innere Kreis als Schutzraum
- Die inneren Fragen – und die Kraft, sie gemeinsam auszuhalten
- Neue Nähe, neue Klarheit, neue Stärke
- Was wir konkret getan haben – Unser Notfallplan in Echtzeit
- Erfahrungen mit Löschanträgen
- Warum wir Facebook & Instagram dauerhaft verlassen haben
- Was andere Familien aus unserem Fall mitnehmen können
- Resilienz ist kein Zufall – wie unsere sieben Säulen uns getragen haben
- Unser Fazit: Was zählt
- Infobox: Digitale Risiken im Alltag
Dies ist kein rein theoretischer Artikel. Ich schreibe ihn als betroffene Person – und zugleich als Vater, Partner und Unternehmer, der gemeinsam mit seiner Familie eine der herausforderndsten Erfahrungen seines Lebens durchlebt hat: den digitalen Missbrauch unserer minderjährigen Tochter durch international agierende Erpresser.
Wir erzählen diese Geschichte in anonymisierter Form, um die Privatsphäre unserer Tochter zu schützen. Doch unsere Erfahrungen sind real. Und sie zeigen, wie schnell sich das Leben von einer Sekunde auf die andere verändern kann – selbst bei stabilen Familienstrukturen, verantwortungsvoller Medienerziehung und einer grundsätzlich optimistischen Grundhaltung.
Unser Anliegen: Aufklärung. Und Hoffnung. Denn so erschütternd die Ereignisse waren – so kraftvoll war auch unsere Reaktion als Familie.
Was geschehen ist
Was unsere Familie aus dem Gleichgewicht gebracht hat, war eine Form digitaler Gewalt, über die öffentlich kaum gesprochen wird – und die doch immer mehr Familien betrifft: Online sexual coercion and extortion – besser bekannt als Sextortion.
Über mehrere Monate hinweg wurde unsere Tochter auf einer Social-Media-Plattform von einer Person kontaktiert, die sich als gleichaltriger Jugendlicher ausgab. Der Kontakt wirkte freundlich, interessiert, zugewandt. Es wurde gechattet, gelacht, diskutiert – über persönliche Themen, über Gott und die Welt. Ein Austausch, wie er auf vielen Plattformen alltäglich erscheint.
Doch nach und nach veränderte sich der Ton. Der Kontakt wurde fordernder, drängender – zunächst subtil, später sehr konkret. Unsere Tochter wurde zunehmend dazu gedrängt, immer privatere Bilder zu schicken. Sie glaubte, sich in einer emotionalen Beziehung zu befinden.
Infobox: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder & die Rolle digitaler Medien
Quelle: Innocence in Danger e. V., 2024
Sexualisierte Gewalt an Kindern beginnt zunehmend digital: Täter nutzen gezielt soziale Netzwerke, Messenger oder Gaming-Plattformen, um Nähe aufzubauen und Vertrauen zu missbrauchen.
In jeder Schulklasse sitzen statistisch 1–2 betroffene Kinder. Die meisten von ihnen schweigen – aus Angst, Scham oder Schuldgefühlen.
Nur rund 1 % der Fälle wird den Behörden bekannt. Das bedeutet: Die überwältigende Mehrheit bleibt im Verborgenen – ohne juristische Konsequenzen, ohne Hilfe für die Betroffenen.
Digitale Plattformen erleichtern Grooming und Erpressung: Verschlüsselte Chats, anonyme Accounts und fehlende Moderation bieten ideale Bedingungen für Tätergruppen, die zunehmend international agieren.
Kinderpornografisches Material verbreitet sich in Sekundenschnelle: Inhalte lassen sich nicht kontrollieren, sobald sie online sind. Viele Plattformen bieten keine unmittelbare Hilfe, obwohl sie täglich Millionen Nutzer:innen erreichen.
„In jeder Schulklasse sitzen statistisch 1–2 betroffene Kinder.“
Als aus Vertrauen Erpressung wurde
Was sie nicht erkannte: Sie war längst Teil eines perfiden Spiels geworden. Das Vertrauen war nicht echt – es war systematisch aufgebaut worden, mit dem Ziel, sie zu kompromittieren und erpressbar zu machen.
Als sie sich aus der Kommunikation zurückziehen wollte, zeigten die Täter ihr wahres Gesicht. Mit gestohlener Identität wurden Fake-Accounts auf sämtlichen bekannten Plattformen angelegt. Dort tauchten ihre Bilder auf – verbunden mit der Aufforderung, diese Inhalte weiterzuleiten. Die Täter luden gezielt Kontakte unserer Tochter ein und verbreiteten kompromittierendes Material über einschlägige Foren und Kanäle.
Fast unmittelbar folgten Nachrichten mit unmissverständlicher Drohung:
Entweder ihr zahlt – oder das gesamte Internet wird mit den Bildern geflutet.
Zusätzlich stellten die Täter Kontaktdaten wie Telefonnummer, E-Mail-Adresse und sogar die Wohnanschrift online. Die Botschaft war klar:
„Wir haben alle eure Daten – und die eurer Freunde. Ihr könnt uns nicht entkommen. Wenn ihr nicht zahlt, zerstören wir euer Leben.“
In diesem Moment wurde aus Verwirrung Angst – und aus Angst Verzweiflung.
Die Eskalation – und ein Anruf, der alles veränderte
Unsere Tochter war in dieser Situation vollkommen allein. Sie glaubte, alles selbst lösen zu müssen – ohne dass wir als Eltern jemals davon erfahren sollten. Sie suchte nach Hilfe im Internet, kontaktierte mehrere Beratungsstellen und weihte schließlich eine erwachsene Vertrauensperson ein. Der Rat war überall derselbe: Die Eltern informieren und die Polizei einschalten.
Zu diesem Zeitpunkt eskalierte die Situation. Immer mehr Freundinnen und Freunde wurden über soziale Netzwerke hineingezogen, kontaktiert oder bedroht. Während unsere Tochter bereits auf der Polizeiwache war, erreichten uns – als Eltern – die ersten Hinweise: Ein Anruf der Schulleitung, nachdem andere Eltern von ihren Kindern über kursierende Bilder im Internet informiert worden waren.
Der erste Reflex: Unsere Tochter anrufen. Wir erreichten sie – auf der Polizeiwache.
Wenige Minuten später saßen wir ihr gegenüber, im Beisein eines Beamten, und erfuhren zum ersten Mal, was unser Kind in den vergangenen Monaten durchlebt hatte – und in welcher konkreten Gefahr sie sich befand.
Digitale Belagerung und emotionaler Ausnahmezustand
In den folgenden Stunden, Tagen und Wochen mussten wir uns als Familie einer Realität stellen, auf die man nicht vorbereitet sein kann. Die Täter verschickten Inhalte an Kontakte, versuchten Zugriff auf unsere geschäftlichen Accounts zu bekommen, und drohten weiter damit, unser gesamtes privates wie berufliches Umfeld mit kompromittierendem Material zu überschwemmen.
Es war eine digitale Belagerung – schnell, aggressiv, skrupellos.
Die Plattformen, die wir kontaktierten, reagierten zögerlich oder gar nicht. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, konnte uns aber in der akuten Situation kaum helfen. Uns wurde schnell klar: Wenn wir nicht selbst handeln, eskaliert das Ganze weiter.
Also taten wir genau das – strukturiert, konsequent und mit vollem Fokus auf unsere Tochter und unsere Familie.
Über viele Tage lebten wir im Ausnahmezustand. Wir wehrten uns bis zur Erschöpfung. Und mussten gleichzeitig lernen, mit unseren Emotionen klarzukommen, um weiter handlungsfähig zu bleiben.
Rückzug ins Wesentliche – der innere Kreis als Schutzraum
Was uns durch diese Krise getragen hat, war nicht etwa die Unterstützung von außen – die blieb in der entscheidenden Phase weitgehend aus.
Die Polizei bot weder Schutz noch Orientierung. Und auch wenn viele der Eltern, die wir informieren mussten, Mitgefühl zeigten, begegneten uns ebenso kritische Stimmen – etwa, wir hätten unsere Aufsichtspflicht verletzt.
Wir hatten keine Zeit für Schuldgefühle. Wir mussten innerhalb weniger Stunden unseren eigenen Schock überwinden und beginnen, die Situation wie in einer Notaufnahme zu analysieren:
Was ist gesichert? Was ist gefährlich? Was muss sofort passieren – und was liegt außerhalb unserer Kontrolle?
In dieser Ausnahmesituation fokussierten wir uns radikal auf unseren innersten Kreis: unsere Familie.
Alle Entscheidungen trafen wir gemeinsam – ruhig, klar und mit dem Ziel, uns als geschlossene Einheit zu schützen. Alles andere wurde ausgeblendet. Genau dieser Fokus auf das Wesentliche hat uns letztlich nicht auseinandergerissen, sondern gestärkt.
Die inneren Fragen – und die Kraft, sie gemeinsam auszuhalten
Und dennoch: Neben der akuten Bedrohung von außen forderte uns eine zweite, stille Kraft mindestens ebenso heraus – die inneren Fragen. Zweifel, die uns bis heute beschäftigen. Hätten wir das verhindern können – oder sogar müssen? Haben wir zu viel Freiheit gewährt, zu wenig Nähe gespürt?
Warum suchte unsere Tochter in dieser Not nicht zuerst bei uns, ihrer eigenen Familie, Schutz? Und wie konnte es sein, dass sich ein Teil des Lebens unserer Tochter unbemerkt in eine andere Realität verlagert hatte – verborgen hinter verschlüsselten Chats, obwohl sie jeden Tag mit uns unter einem Dach lebte?
Diese Fragen nagten an uns – und sie haben auch unsere Beziehung zu ihr auf eine harte Probe gestellt. Denn wenn das vertraute Bild vom eigenen Kind Risse bekommt, verändert sich der Blick: Man sieht nicht mehr nur das geliebte Kind – sondern auch das verletzliche Gegenüber, das Entscheidungen getroffen hat, die schwer zu verstehen sind. Und man sieht sich selbst im Spiegel der Verantwortung – mit all der Unsicherheit, die dazugehört.
Neue Nähe, neue Klarheit, neue Stärke
Rückblickend erkennen wir: Es war nicht perfekte Erziehung, die uns durch diese Krise getragen hat, sondern das Vertrauen, das wir in dieser Zeit wieder neu und bewusst miteinander aufgebaut haben. Nicht alle Fragen lassen sich beantworten – aber viele lassen sich gemeinsam aushalten. Und das hat uns im Innersten verbunden.
Unser Verhältnis zueinander ist heute offener, ehrlicher, emotionaler und tragfähiger als je zuvor. Was uns in dieser extremen Situation geholfen hat, war kein Notfallplan – sondern die Substanz, die wir uns über Jahre durch unseren Lebensstil aufgebaut haben: körperliche und psychische Stabilität, ein starkes familiäres Band, regelmäßige Bewegung, intensive Gespräche – und die heilsame Kraft der Natur.
In den Stunden größter Anspannung waren es gemeinsame Sporteinheiten, die uns halfen, Adrenalin abzubauen. Es waren Kuscheleinheiten mit unserem Hund und lange Spaziergänge im Wald, bei denen wir nachdenken, einordnen und neue Handlungsschritte entwickeln konnten. Dort draußen, im Stillen, haben wir wieder Halt gefunden – in der Natur und in uns selbst.
Was wir konkret getan haben – Unser Notfallplan in Echtzeit
In den ersten Stunden nach der Offenlegung der Erpressung war uns klar: Wir konnten nicht auf Hilfe von außen warten. Wir mussten handeln – sofort, überlegt und strukturiert.
Die erste Maßnahme: Wir löschten den Snapchat-Account unserer Tochter. Damit kappte sie den primären Kanal, über den die Täter Druck ausübten. Anschließend erhielt sie eine neue Telefonnummer – die alte wurde vollständig deaktiviert.
Parallel dazu entfernten wir gemeinsam weitere Social-Media-Konten – sowohl ihre eigenen als auch unsere, in der Rolle als Eltern. Besonders kritisch waren Plattformen, bei denen wir nicht verhindern konnten, dass andere Personen – etwa Follower oder Kontakte – direkt oder indirekt mit kompromittierenden Inhalten konfrontiert werden.
Aus diesem Grund entschieden wir uns auch, unsere geschäftlichen Profile bei Facebook und Instagram sofort zu schließen – dauerhaft. Nicht, weil wir uns verstecken wollten, sondern weil wir dort keine Möglichkeit sahen, die Verbreitung potenziell sensibler Inhalte wirksam einzudämmen. Der Gedanke, dass kompromittierende Inhalte ohne unser Zutun in persönlichen Nachrichten oder über Dritte in Umlauf gebracht werden könnten, war nicht tragbar – weder für unsere Tochter noch für unsere Familie als Ganzes.
Es war ein radikaler Schritt – aber ein notwendiger: zum Schutz unserer Tochter und zur Wahrung unserer Integrität als Familie.
Erfahrungen mit Löschanträgen und der Verantwortung großer Plattformen
Parallel dazu begannen wir mit der systematischen Suche nach kompromittierenden Inhalten im Netz. Das Bild der Lage war erschütternd. Wir durchforsteten sämtliche gängigen Plattformen – und wurden überall fündig. Fake-Accounts, vervielfältigte und bearbeitete gestohlene Bilder, anstößige Kommentare. Wir dokumentierten jeden Fund, meldeten jede Spur, jede Nachricht.
Die Realität war ernüchternd: Bei fast allen großen Netzwerken zeigte sich ein erschreckender Mangel an Verantwortungsbewusstsein. Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok, X – sie alle bieten keine klaren Ansprechpartner. Zwar gibt es Formulare zum Melden von Inhalten, aber deren Handhabung ist oft unübersichtlich, bürokratisch und frustrierend.
Manche Inhalte verschwanden nach unseren Eingaben, andere blieben sichtbar – selbst nach mehrfacher Intervention. Auf einigen Plattformen erreichten wir schließlich Gehör – nachdem wir unsere Anträge zweisprachig stellten, auf Deutsch und Englisch, mit klarer Kennzeichnung der Inhalte als Child Sexual Abuse Material (CSAM). Dazu fügten wir jeweils eine Kopie der Strafanzeige, eine eidesstattliche Erklärung sowie Passkopien bei. Erst dieser Aufwand führte in manchen Fällen zur Löschung der Inhalte.
Warum wir Facebook & Instagram dauerhaft verlassen haben
Unsere Entscheidung, Facebook und Instagram dauerhaft zu verlassen, war keine spontane Reaktion. Sie war das Ergebnis einer nüchternen Risikoanalyse – und sie steht sinnbildlich für eine tiefere Einsicht: Wir haben keine Kontrolle über das, was auf diesen Plattformen mit unseren Inhalten passiert.
In dem Moment, als unsere Tochter zur Zielscheibe digitaler Erpressung wurde, waren genau diese Netzwerke Teil des Problems – nicht Teil der Lösung. Trotz zahlreicher Meldungen, formaler Anträge und rechtlicher Hinweise reagierten sie weder schnell noch effektiv. Es gab keine verantwortlichen Ansprechpartner, keine verlässlichen Moderationsmechanismen, keine Schutzräume, auf die man sich verlassen konnte.
In einem Moment, in dem Schutz höchste Priorität hatte, zeigte sich: Die technischen Möglichkeiten zur Prävention und Moderation reichen nicht aus – schon gar nicht, wenn Täter systematisch und international agieren.
Besonders gravierend: Wir konnten nicht verhindern, dass andere Personen unsere Kontakte über direkte Nachrichten erreichen – unabhängig davon, wie sicher oder restriktiv wir unsere eigenen Profile gestaltet hatten. Das bedeutet: Selbst wenn wir unsere Inhalte mit größter Sorgfalt veröffentlichten, bestand weiterhin das Risiko, dass kompromittierende oder bedrohliche Inhalte unkontrolliert und direkt an Freunde, Kunden oder Bekannte gesendet werden konnten – ohne unser Wissen, ohne unsere Kontrolle. Für uns war das nicht akzeptabel.
Deshalb haben wir unsere Profile dort geschlossen. Nicht aus Angst. Nicht aus Trotz. Sondern aus Prinzip. Weil wir Verantwortung übernehmen – für uns selbst, für unsere Familie und für die Menschen, mit denen wir arbeiten. Und weil es Alternativen gibt: Kanäle, die wir kontrollieren können. Plattformen, auf denen Respekt, Datenschutz und inhaltliche Qualität im Vordergrund stehen.
Was andere Familien aus unserem Fall mitnehmen können
Wir teilen unsere Geschichte nicht, weil wir glauben, alles richtig gemacht zu haben. Wir teilen sie, weil wir wissen, wie leicht es ist, in einer digitalen Welt die Kontrolle zu verlieren – selbst dann, wenn man sich informiert, zugewandt und verantwortungsvoll fühlt.
Was uns passiert ist, kann im Kern jeder Familie passieren. Auch solchen, die sich nahe sind. Auch solchen, die „medienkompetent“ aufgestellt sind. Denn Vertrauen ist keine Firewall – und Pubertät kein Risikoindikator. Was zählt, ist der Umgang mit der Krise. Und die Bereitschaft, sich schon vorher mit bestimmten Fragen auseinanderzusetzen.
Wenn wir heute zurückblicken, gibt es einige Dinge, die wir jeder Familie mit auf den Weg geben würden:
- Sprich mit deinem Kind – auch über Dinge, die unangenehm sind.
- Erkläre, wie Täter im Netz vorgehen. Nicht belehrend, sondern ehrlich, empathisch, auf Augenhöhe.
- Sei erreichbar – emotional, nicht nur technisch.
- Kinder und Jugendliche entscheiden oft nicht rational, wem sie sich anvertrauen. Nähe entsteht durch Beziehung, nicht durch Kontrolle.
- Hab keine falsche Scham, wenn der Ernstfall eintritt. Es geht nicht darum, perfekt zu reagieren, sondern handlungsfähig zu bleiben. Schnell. Klar. Gemeinsam.
- Reduziere digitale Risiken, wo immer du kannst. Niemand muss auf allen Plattformen sichtbar sein. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich bewusst zurückzuziehen – sondern von Stärke.
- Sorge für Resilienz im Alltag. Bewegung, Ernährung, Schlaf, Kommunikation – all das hat uns durch diese Zeit getragen. Nicht als Therapie, sondern als Fundament.
- Es ist kein Zeichen von Schwäche, auf Hilfe zu hoffen. Aber es ist ein Zeichen von Stärke, vorbereitet zu sein, wenn sie ausbleibt.
Resilienz ist kein Zufall – wie unsere sieben Säulen uns getragen haben
Wenn wir heute auf die intensivsten Wochen dieser Krise zurückblicken, erkennen wir: Was uns handlungsfähig gehalten hat, waren nicht die äußeren Umstände – sondern die Substanz, die wir uns über Jahre aufgebaut haben. Und genau hier zeigen sich Sinn und Wirkung unserer sieben Longevity-Säulen: nicht als Zukunftsversprechen, sondern als Kraftquellen im Hier und Jetzt.
Resilienz entsteht nicht erst im Moment der Krise. Sie wächst dort, wo wir jeden Tag Entscheidungen für unsere Gesundheit, unsere Beziehungen und unsere geistige Klarheit treffen.
In den Tagen der Eskalation waren es unsere Routinen, die uns Halt gaben: Regelmäßige Bewegung half, Anspannung abzubauen. Gute Ernährung stabilisierte den Kreislauf, das Immunsystem, den Schlaf. Tägliche Gespräche – offen, ehrlich, wertschätzend – hielten uns als Familie verbunden. Die bewusste Struktur unseres Alltags verhinderte, dass wir in inneres Chaos fielen. Und in den Momenten, in denen wir nach Orientierung suchten, war es unsere Wertebasis, die Entscheidungen ermöglichte – auch unter maximalem Druck.
Unsere sieben Säulen sind keine Theorie. Sie sind gelebte Praxis. Nicht für später. Nicht für irgendwann. Sondern für heute – für jeden einzelnen Tag.
Gerade in der Krise zeigt sich, wie wertvoll ein Lebensstil ist, der physische, psychische und soziale Ressourcen stärkt. Nicht, um unverwundbar zu werden. Sondern um bereit zu sein, wenn das Leben anders kommt als geplant.
Unser Fazit: Was zählt
Diese Krise hat uns verändert. Nicht nur in unserer Sicht auf die digitale Welt – sondern in unserer Haltung zum Leben.
Wir wissen heute noch klarer, was wirklich zählt: Gesundheit. Familie. Vertrauen.
Und ein Lebensstil, der uns Tag für Tag trägt – auch dann, wenn alles ins Wanken gerät.
Wir können unsere Kinder nicht vor allem bewahren.
Aber wir können ihnen vorleben, was es heißt, präsent zu sein – körperlich, emotional, geistig.
Wir können Räume schaffen, in denen Vertrauen wachsen darf.
Und wir können uns selbst ernst nehmen: als Gestalter unseres Alltags, als Verantwortungsträger, als Vorbilder.
Unsere sieben Longevity-Säulen sind dabei nicht nur ein Zukunftsmodell.
Sie sind unser Anker im Jetzt.
Sie helfen uns, klar zu denken, gut zu schlafen, ehrlich zu sprechen, stark zu bleiben – und verbunden zu sein.
Mit uns selbst. Und miteinander.
Warte nicht, bis du in der Krise steckst. Stärke dich jetzt. Lebe gesund. Sei präsent. Und bleib verbunden.
Was uns widerfahren ist, ist kein Einzelfall. Digitale Übergriffe auf Kinder und Jugendliche nehmen zu – und viele Familien wissen nichts von den Risiken, denen ihre Kinder täglich ausgesetzt sind.
Wer heute Verantwortung übernimmt, braucht mehr als gute Absichten. Er braucht Wissen, Klarheit und Mut zur Entscheidung – vor allem im digitalen Raum.
Der folgende Überblick aus dem Cybersicherheitsmonitor 2025 zeigt, wie verbreitet digitale Gefährdungen im Alltag junger Menschen sind – und wie groß der Handlungsbedarf auf Seiten von Eltern, Schulen und Plattformen bleibt.
„Mindestens 1 von 10 Kindern im Alter zwischen 6 und 17 Jahren erlebt Gewalt, Pornografie, Rassismus oder sexuelle Belästigung im digitalen Raum.“
Infobox: Digitale Risiken im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Quelle: Cybersicherheitsmonitor 2025 – Digitaler Familienalltag (PDF)
Der Cybersicherheitsmonitor 2025 zeigt: Kinder und Jugendliche sind im Internet häufig auf sich allein gestellt – sowohl bei der Aufklärung über Gefahren als auch beim Umgang mit konkreten Vorfällen. Digitale Gewalt, sexualisierte Belästigung und Sicherheitslücken betreffen nicht nur Ausnahmen, sondern eine signifikante Zahl von Familien in Deutschland.
⚠️ Was Kinder und Jugendliche bereits erlebt haben:
| Szenario | Kinder 6–13 Jahre | Jugendliche 14–17 Jahre |
|---|---|---|
| Unangemessene Inhalte (z. B. Gewalt, Pornografie, Rassismus) | 14 % | 16 % |
| Sexuelle Belästigung | 10 % | 11 % |
| Gehackter Account | 9 % | 11 % |
📉 Defizite bei Aufklärung & elterlichem Schutz:
- Nur 47 % der Eltern von 6–13‑Jährigen und 42 % der Eltern von 14–17‑Jährigen sprechen regelmäßig über digitale Freizeitaktivitäten mit ihren Kindern.
- Weniger als ein Drittel klärt vor dem Gerätekauf über Risiken und IT‑Sicherheit auf.
- Nur 11–17 % der Eltern fühlen sich kompetent genug, beim Thema IT‑Sicherheit als Vorbild zu dienen.
- Rund 10 % der Eltern haben noch nie mit ihren Kindern über Gefahren im Netz gesprochen.
- Etwa ein Viertel verlässt sich auf andere: andere Familienmitglieder (26 %), Lehrer:innen oder das Kind selbst (23 %).
🛡️ Über welche Schutzmaßnahmen Eltern mit ihren Kindern sprechen:
- Kontaktanfragen von Fremden: 51 % (6–13 Jahre), 53 % (14–17 Jahre)
- Kinder‑ und Jugendschutz‑Einstellungen: 48 % (6–13 Jahre)
- Altersangemessene Apps /Webseiten: 47 %
- Handhabe von Anhängen und Links: 48 % (14–17 Jahre)
- Reaktionen auf unangemessene Inhalte: 47 % (14–17 Jahre)
- Cybermobbing & sexuelle Belästigung erkennen: je 44 % (14–17 Jahre)
- App‑Installation nur nach Absprache: 53 % (6–13 Jahre), 35 % (14–17 Jahre)
- Limitierung der Bildschirmzeit: 50 % (6–13 Jahre)
- Keine Weitergabe persönlicher Infos: 41 % (14–17 Jahre)
- In‑App‑Käufe nur nach Erlaubnis: 39 % (14–17 Jahre)
🧩 Fazit:
Trotz zunehmender Risiken und dokumentierter Vorfälle fehlt es in vielen Familien an klarer Kommunikation, technischem Verständnis und proaktivem Schutz. Kinder brauchen mehr als Regeln – sie brauchen kompetente, ansprechbare Erwachsene.
Autor dieses Artikels:
René Bergmann: Personal Trainer | Buchautor | Longevity Enthusiast | Nutrivore
Werde Teil unserer A Good Life Community! Sichere dir kostenlose Freebies und Zugang zum Newsletter-Archiv. Fundiertes Wissen und praktische Tools für dein langes, vitales Leben. Hier kostenlos beitreten!

2 thoughts on “Krise als Prüfstein – Wie uns die sieben Longevity-Säulen durch die schwerste Zeit trugen”