Training gegen Krebs: Wie intensive Bewegung deine körpereigene Tumorabwehr aktiviert
Bewegung ist Medizin – das wissen wir. Aber was heißt das konkret, wenn es um Training gegen Krebs geht? Eine aktuelle Studie liefert eindrucksvolle Antworten: Schon eine einzige intensive Trainingseinheit kann das Wachstum aggressiver Brustkrebszellen bremsen. Und das durch körpereigene Botenstoffe aus deiner Muskulatur.
Entscheidend ist dabei weniger, ob du Gewichte hebst oder Cardio-Einheiten durchführst – sondern wie intensiv du trainierst. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für Sport als Krebsprävention und zeigen, wie du durch gezieltes Training die krebshemmenden Mechanismen deines Körpers aktivieren und damit deine langfristige Gesundheit unterstützen kannst. Lesezeit: 6 Minuten
Seit über 40 Jahren zieht sich Sport wie ein roter Faden durch mein Leben. Als Trainer habe ich tausende Stunden damit verbracht, Menschen zu begleiten, die stärker, gesünder und widerstandsfähiger werden wollten. Immer wieder sehe ich, wie viel mehr in uns steckt, wenn wir uns fordern und wie gut sich das anfühlt, auch einmal über seine Grenzen hinauszuwachsen
René Bergmann, Co-Founder von A Good Life
Was zeigt die aktuelle Krebs-Studie?
Eine Forschergruppe um Francesco Bettariga (2025) untersuchte in der Studie „A single bout of resistance or high-intensity interval training increases anti-cancer myokines and suppresses cancer cell growth in vitro in survivors of breast cancer“ 32 Frauen, die Brustkrebs überstanden haben. Sie führten entweder ein einmaliges Krafttraining oder ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) durch. Vor, unmittelbar danach und 30 Minuten nach dem Training wurde Blut entnommen.
Dieses „trainingskonditionierte“ Blut wurde anschließend im Labor mit den besonders aggressiven und invasiven Brustkrebszellen der Zelllinie MDA-MB-231 in Kontakt gebracht.
Training gegen Krebs: Intensive Belastung hemmt Tumorzellen
Die Analyse des trainingskonditionierten Blutes lieferte drei wichtige Ergebnisse zur krebshemmenden Wirkung von Bewegung:
- Myokine wie IL-6, Decorin und SPARC stiegen nach dem Training deutlich an
- Das Wachstum der Krebszellen wurde um bis zu 30% gehemmt
- HIIT war kurzfristig etwas effektiver, aber das lag sehr wahrscheinlich an der höheren Gesamtintensität – nicht an der Art des Trainings
Fazit: Der entscheidende Reiz liegt in der Höhe der Stoffwechselbelastung, egal ob durch ein „HIIT“ oder ein „Krafttraining“. Für die Krebsprävention durch Sport zählt also die Intensität.
Was sind Myokine?
Myokine sind hormonelle Botenstoffe, die bei Muskelarbeit ausgeschüttet werden und über das Blut im Körper wirken. Sie beeinflussen:
- Entzündungen
- Zellwachstum und -schutz
- Immunsystem
- Tumorzellen
Myokine und ihre Wirkung auf Krebszellen
| Myokin | Wirkung auf Krebszellen |
|---|---|
| IL-6 | Hemmt Zellwachstum, fördert Zelltod |
| Decorin | Modifiziert das Tumorumfeld, hemmt Wachstumsrezeptoren |
| SPARC | Reguliert Zellwanderung und Gewebestabilität |
| OSM | Versetzt Tumorzellen in „Schlafmodus“, senkt Streuwahrscheinlichkeit |
Myokine werden bereits durch kurze Trainingseinheiten aktiviert. Sie wirken nicht nur vorbeugend gegen Krebs, sondern haben weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften. So stärkt das Myokin Musclin beispielsweise das Herz, während BDNF das Gehirn unterstützt.
Die Entdeckung der Myokine geht auf die Forscherin Bente Pedersen zurück: Sie zeigte, dass Muskeln beim Training Interleukin-6 produzieren – ein Stoff, der zuvor nur von Immunzellen bekannt war. Heute kennt man hunderte solcher myokinartiger Botenstoffe, die den Körper systemisch schützen.
Muskelarbeit ist damit nicht nur Bewegung, sondern eine aktive Form der Prävention – gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere chronische Erkrankungen, wie Osteoporose.
Krafttraining oder HIIT gegen Krebs – was wirkt besser?
Beide Trainingsformen zeigten vergleichbare Effekte bei der Krebsprävention durch Sport – mit einem leichten Vorteil für HIIT direkt nach der Einheit. Doch die Studie zeigt klar:
Es ist nicht die Trainingsform entscheidend, sondern die Intensität.
HIIT erreichte eine höhere Belastung (ca. 8–10 METs) als das Krafttraining (ca. 5–6 METs). Der höhere IL-6-Anstieg nach HIIT lässt sich vermutlich auf eine größere muskuläre und hormonelle Gesamtaktivierung zurückführen – nicht auf das Intervallprinzip an sich.
Was ist MET?
MET (Metabolisches Äquivalent) ist eine Maßeinheit, die angibt, wie viel Energie eine körperliche Aktivität im Vergleich zum Ruhezustand verbraucht. Ein Wert von 1 MET entspricht der Sauerstoffaufnahme in Ruhe, etwa 3,5 ml O₂ pro kg Körpergewicht pro Minute. Je höher der MET-Wert, desto höher ist der Energieverbrauch und die Intensität der Aktivität.
Grenzen der Studie
Natürlich wurden diese Effekte im Labor festgestellt – mit einer Brustkrebs-Zelllinie, nicht im lebenden Organismus. Auch die Langzeitwirkung bleibt noch offen. Aber:
- Die Zelllinie war besonders aggressiv (triple negativ: ohne Östrogen-, Progesteron- und HER2-Rezeptoren, daher schwerer behandelbar und mit höherem Rückfallrisiko)
- Die Studienteilnehmerinnen waren reale Brustkrebsüberlebende
- Die molekularen Reaktionen sind klar messbar
Die Studie macht Mut: Selbst bei einem aggressiven Krebstyp können Schutzmechanismen aktiviert werden – ein starkes Signal für Prävention und bessere Heilungschancen.
So setzt du die Erkenntnisse in die Praxis um
Es geht also nicht darum, ob du HIIT oder Krafttraining machst – sondern darum, dass du dich wirklich forderst. Entscheidend ist die Intensität.
👉 Beim Krafttraining: Wähle Übungen für die großen Muskelgruppen wie Brust, Rücken, Schultern und Beine. In der Studie trainierten die Teilnehmerinnen fünf Sätze mit je acht Wiederholungen bei einer Intensität von etwa 80% ihrer Maximalkraft – das entspricht einem deutlich anstrengenden, aber nicht erschöpfenden Training (RPE 7-9 auf einer Skala von 10, wobei 10 maximale Anstrengung ist). Das kann zum Beispiel mit Fitnessgeräten im Fitnessstudio erfolgen, aber auch mit Hanteln, einer Gewichtsweste, starken Fitnessbändern oder einem Schlingentrainer (meine Empfehlungen findest du in unserem Longevity Shop). Wichtig ist, dass du die Übungen kontrolliert, aber mit ausreichender Intensität durchführst, um die myokinwirksamen Effekte zu erzielen. Idealerweise lässt du dich von einer geschulten Person anleiten.
👉 Beim Intervalltraining (HIIT): In der Studie absolvierten die Teilnehmerinnen sieben Intervalle à 30 Sekunden bei hoher Intensität, gefolgt von 30 Sekunden aktiver Erholung, insgesamt über vier Durchgänge mit jeweils drei Minuten Pause dazwischen. Die Intensität lag bei RPE 7-9 oder 70-90% der maximalen Herzfrequenz – das bedeutet, du kommst deutlich außer Atem, aber nicht in die völlige Erschöpfung. Für die sichere Umsetzung eignen sich besonders gut Indoor-Geräte wie Ergometer, Cross-Trainer oder Spinning-Bike. Während der aktiven Erholung hältst du ein lockeres Tempo bei etwa 3 RPE.
Fazit: Du hast es in der Hand
Ob als Patient oder als gesundheitsinteressierte Person – diese Studie zeigt dir:
✅ Schon eine einzelne intensive Einheit kann messbare Schutzmechanismen aktivieren und das Krebsrisiko senken
✅ Du brauchst kein Marathonprogramm – Qualität schlägt Quantität
✅ Es geht nicht um HIIT oder Kraft – sondern um die systemische Herausforderung deines Körpers
✅ Auch nach einer Krebserkrankung ist Training wirksam und sicher
Dazu der Autor René Bergmann: „Mich fasziniert das, weil es bestätigt, was ich seit Jahren erlebe: Bewegung ist weit mehr als Fitness. Sie ist aktive Medizin – und die natürliche Basis für ein langes, gesundes Leben.
Häufig gestellte Fragen (FAQ): Training gegen Krebs
Nein. Gezielt intensive Einheiten reichen, solange die Muskeln gefordert werden und dein Körper in die Intensitätsbereiche kommt, die krebshemmende Myokine aktivieren. Wenn du unsicher bist oder gerade erst startest, kann es hilfreich sein, dir Unterstützung von einem erfahrenen Trainer zu holen – so trainierst du effektiv und sicher.
2–3 intensive Einheiten pro Woche, ergänzt durch moderate Bewegung an den übrigen Tagen.
Sowohl Krafttraining als auch HIIT wirken. Entscheidend ist die Intensität, nicht die Trainingsform.
Studien an Brustkrebsüberlebenden zeigen, dass Kraft- und Ausdauertraining krebshemmende Myokine aktiviert. Dies deutet darauf hin, dass regelmäßige Bewegung auch präventiv das Krebsrisiko senken könnte – auch bei Menschen ohne Vorerkrankung.
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Autor dieses Artikels:
René Bergmann: Personal Trainer | Buchautor | Longevity Enthusiast | Nutrivore
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